|

Vorwort
Die allein nach heutiger Schreibweise
gleichnamigen ehemaligen Osnabrücker Edelherren "von Lienen"
(frühere Schreibweise: "de Lina") des 12. Jahrhunderts sind auf dieser
Webseite nicht gemeint.
Deren namensgebender Ort war Lienen im heutigen
Kreis Tecklenburg, was erstmals im Jahre 1088 urkundlich als Lina
(mittelhochdeutsch Lina: Ort am Berghang) erwähnt wurde. Dazu gehörten
1172 Amolungus de Lina, 1182 Theodericus de Lina und 1186 Svether de
Lina. Im 13. Jahrhundert kam diese heute wohl ausgestorbene Familie urkundlich nicht mehr vor.
Das Wappen der heutigen Gemeinde Lienen im Tecklenburger Land entstand
erst durch einen Vorschlag des preußischen Staatsarchivs, da keine
historischen Siegel oder Wappen bekannt waren. Hierin wurde das
historische Wappen der Grafen von Tecklenburg symbolisch mit der
hügeligen Landschaft um Lienen herum in der Form von drei darin
dargestellten Hügeln verknüpft. Die Grafen von Tecklenburg hatten ihr
Herrschaftsgebiet südwestlich von Osnabrück rund um die Burg
Tecklenburg. Zwischen 1180 und 1236 waren sie auch im Besitz der Vogtei
des Bistums Osnabrück.
Eine direkte Verbindung der Gemeinde Lienen im Tecklenburger
Land zu den historischen Rittern v.Lienen aus dem heutigen Ortsteil Lienen
im Landkreis Wesermarsch ist nicht bekannt.
Verschiedene bekannte Stammtafeln zeigen eine vermeintlich
vorhandene Verknüpfung, die historisch betrachtet nicht belegbar ist.
Vermutlich entstand eine Verwechslung durch den allein nach heutiger
Schreibweise gleichen Namen. Vergleicht man den Namensursprung, so
erkennt man den Unterschied: de Line / de Lina.

Auf dieser Webseite geht es somit ausschließlich um die heute
ganz sicher nicht ausgestorbene Familie
von Lienen mit ihrem Ursprung in der Ministerialität des Erzbistums
Bremen.
Etwas zur geschichtlichen Einordnung vorab...
Es war die Zeit eines grundsätzlichen
Umbruches in Westeuropa. Das römische Reich war schon lange zerfallen
und auch das sich danach gebildete Fränkische Reich Karls des Großen war
bereits zerteilt. Man begann Mittelhochdeutsch zu sprechen und zu
schreiben und es bildete sich zum ersten Mal in der Geschichte eine
deutsche Identität heraus. Es war die Zeit des beginnenden
Hochmittelalters. Die Bevölkerung breitete sich schneller aus als zuvor
und neue Gebiete mussten somit erschlossen werden. Die Landwirtschaft,
das Handwerk und der Handel machten einen großen Fortschritt und die
Kirche entwickelte eine starke Position innerhalb des Reiches. Durch die
Kirchenreformen, auch ausgehend von dem Konzil in Rom 1059 erlangte der
Papst große Macht gegenüber dem König. Während
es im Frühmittelalter fast kein städtisches Leben mehr gab, setzte nun
eine Welle von städtischen Neugründungen ein. Es war aber auch die
Epoche der Kreuzzüge und eines völlig neu definierten Rittertums.
Die Geschichte unserer Familie von
Lienen beginnt also in der Zeit der frühen Gotik...

Das aus dem östlichen Teil des Frankenreiches hervorgegangene Reich als Herrschaftsbereich der deutschen Kaiser wurde
seit dem Jahr 1056 von Heinrich IV. regiert, allerdings im Alter von
zunächst sechs Jahren. Seine Königsherrschaft trat er erst 1069 wirklich
an. In der Zwischenzeit hatten verschiedene Stellvertreter diese Rolle
für ihn übernommen. Diese Übergangszeit ohne mächtigen Herrscher hatten
viele Fürsten und Bischöfe genutzt, um ihren Machtbereich zu vergrößern.
Sie beanspruchten Landbesitz und zum Teil königsähnliche Rechte. In den
nachfolgenden 200 Jahren wurde der Einfluss der Fürsten immer größer,
was schließlich in der goldenen Bulle durch Karl IV. seinen Höhepunkt
nahm. Im Jahr 1062 wurde die Vormundschaft des Heinrich IV. durch den
Erzbischof Adalbert übernommen, welcher sich das Land im Bereich
des westlichen Weserufers von der Mündung der Ochtum bis zum
Butjadingerland übertragen ließ. Somit gehörte dieses Land zum Erzbistum
Bremen.

Das Land wurde in sogenannte "Hufen" aufgeteilt und im Auftrag
des Erzbischofs von Bremen an Siedler verkauft. Um das Land
nutzbar zu machen, wurden nach holländischem Vorbild Deiche und Siele
angelegt. Die Kolonisten wurden Eigentümer und waren dem Erzbistum
Bremen gegenüber abgabepflichtig. Die damals gebauten Bauernhöfe hatten
eine Fachwerkbauweise mit Reetdach. Die Häuser sind zum Teil noch in
ihrer Grundsubstanz erhalten und stehen heute unter Denkmalschutz.
Die bäuerlichen Bewohner nannten sich Stedinger ("Uferbewohner"), worauf
der Name Stedingen für diese Region zurückgeht.
1072 wurde Erzbischof Adalbert von
Erzbischof Liemar abgelöst. Das Erzbistum Bremen wurde etwa 100
Jahre davor als Erzbistum Hamburg-Bremen von Papst Formosus 893 ausgerufen, nachdem der Benediktinermönch Ansgar vor den Wikingern von
Hamburg nach Bremen geflohen war und dort zum Bischof bzw. Erzbischof
erhoben wurde.

Der Ursprung der Familie
Die Familie von Lienen geht aus der
Reichsministerialität des Erzbistums Bremen als Zweig der Familie v.Stelle hervor, welche mit dem Schenkenamt urkundlich erstmalig seit 1186
eines der ministerialischen Haupthofämter im Erzbistum bekleidete. Die Familie v.
Stelle waren direkte Verwandte des aus der Königs- bzw. Reichsministerialität
stammenden Erzbischofs Liemar. Liemar brachte seinen Bruder Mazelin und
dessen Sohn Adalbero sowie zwei Söhne seiner väterlichen Tante nach
Bremen mit, von denen Siveko I. als Stammvater der v.Stelle genannt
wird; die Linie v.Stelle begann mit seinem Sohn Erpo v.Stelle (um
1110 herum). Siveko selbst wird in Quellen auch als Sybernus (Siegbert)
von Stelle genannt. Der zweite Sohn Willo war der Stammvater der
Familie v.Bruch.
Erzbischof Liemar hatte damals seine Verwandten
mit umfangreichen Rechten und großem Landbesitz ausgestattet. Er war ein
enger Vertrauter König Heinrich des IV. und zum Beispiel auch als
Vermittler für Heinrich IV. gegenüber Papst Gregor VII. im Jahr 1077
tätig ("Gang nach Canossa").

Das Geburtsjahr des ersten Namensträgers der Familie von Lienen war das
Jahr 1168. In diesem Jahr wurde
Albero I. von Lienen als Sohn des
erzbischöflichen Ministerialen Dietrich von Stelle (geb. 1144 in Bremen)
geboren. Mit hoher Wahrscheinlichkeit war Dietrich von Stelle der Sohn
Erpos von Stelle, womit die Linie der Familie v.Lienen bis zur
Verwandtschaft des Erzbischofs Liemar in das Jahr 1092 zurückverfolgt
werden kann.
Die Frau von Albero I. von Lienen war Thetburich (Dietburg) von
Mackenstedt (geb. 1170), eine Ministerialin des Herzogs Heinrich (der
älteste Sohn Heinrich des Löwen). Sie stammte aus der Linie von
Oldenburg, womit eine
verwandtschaftliche Beziehung der hier beginnenden Linie von Lienen
sowohl zu den Bremer als auch zu den Oldenburger Grundherren
bestand.
Die Linie der Familie von Lienen ist nahezu
zeitgleich zum Beispiel mit der Linie von Bremen entstanden, welche
ebenfalls aus der Verwandtschaft Erzbischof Liemars hervorging. Die Ritter v.Lienen gehörten zu den ersten wappentragenden
Ministerialen im Erzbistum Hamburg-Bremen.
Der Ursprung des Namens
Die Ministerialen
nannten sich in dieser Zeit oft nach dem Ort ihres Familiensitzes.
Der Name unserer Familie "von Lienen"
geht auf den Ort Lienen an der Weser zurück, der nach dem damaligen
Fluss Liene benannt wurde.
Die Liene war im Mittelalter ein Nebenfluss der Weser. Seit der großen
Flut etwa Mitte des 14. Jahrhunderts war der ursprüngliche Verlauf der
Liene nicht mehr vorhanden. Zur Zeit des damaligen Weserdeltas war die
Liene mit der Jade verbunden.
Der historische Verlauf der Liene lässt sich teilweise und
zumindest näherungsweise dem heutigen Elsflether Sieltief bzw. dem
Käseburger Sieltief zuordnen. Das Käseburger Sieltief verläuft heute
noch durch die Ortschaft Großenmeer (ehemals: Meerkirchen), welche ihren
Ortsnamen von dem sogenannten "Großen Meer" bekommen hat, zu dem sich
die damalige Liene zeitweise verbreitert hatte. Die Mündung des heutigen
Elsflether Sieltiefs in die Weser verläuft über den Liener Kanal,
wodurch auch eine Verknüpfung zum historischen Namen des Flusses Liene
gegeben ist.
Die folgende
Karte zeigt den damaligen Verlauf der Liene sowie die Lage der
ehemaligen erzbischöflich-bremischen Burg Lienen nördlich vom heutigen Elsflether
Sieltief, welches südlich der heutigen Landstraße namens "Alte Liene"
verläuft. Diese
Landstraße mündet fast direkt in die heutige Watkenstraße
in Elsfleth-Lienen, in deren Nähe die historische Burg Lienen vor der
Zerstörung durch aufständische Stedinger gestanden hat. Die Verbindung
zwischen den beiden Sieltiefen ist entsprechend der damaligen Lage der
Liene nicht mehr vorhanden. Der
Verlauf der Weser ist heute aufgrund der Eindeichung schmaler als damals. Die
dargestellten
Flussverläufe stammen aus einer Übersichtskarte der alten Deiche aus dem
Oldenburger Jahrbuch für Altertumskunde.
Die ehemalige Kirche
von Lienebrok ist ebenfalls eingetragen.

Lesen und Schreiben war damals eine seltene Kunst und Namen von
Burgen oder Orten wurden oft nur mündlich weiter gegeben, was unter
anderem ein Grund dafür war, dass Klang und Schreibweise vieler Burgen,
Orte und Namen im Laufe der
Zeit eine zum Teil deutliche Wandlung durchgemacht haben. Vor diesem
Hintergrund kann man sagen, dass der Name "von Lienen" heute noch sehr
nahe am ursprünglich überlieferten Namen des Ortes Lienen liegt.
Fluss: Line >> Liene
Ort: Line / Lyne >> Linen >> Lienen
Burg: Lineburg / Lyneburg >> Burg Linen >> Burg Lienen
/ Lienenburg
Name: de Line (lat. Form auf Siegeln / Urkunden) >> von Linen >> von Lienen

Zwischenzeitlich gab es auch Landkarten, in denen der Ort in der
Schreibweise "Lihn" zu finden ist.

Die Burg Lienen
Aus der Zeit des Hoch- und Spätmittelalters stammen die meisten
der heute noch erhaltenen Burgen und Burgruinen. Von der Burg
Lienen ist heute nichts mehr erhalten.
Verschiedene Quellen berichten von einem vermeintlich noch vorhandenen
Burgstall, was allerdings auf einer Fehlinterpretation des Wortes
"Burgstall" basiert. Geht man auf den mittelhochdeutschen Sprachgebrauch
zurück, so steht das Wort burgstal für die Stelle einer Burg
und somit für die Burg selbst. Im Ausklang des Mittelalters wurde die
Bezeichnung zum Teil für eine im Verfall befindliche Burg verwendet.
Eine weitere Bedeutung war die Bezeichnung einer kleineren Burg des
niederen Adels im Unterschied zur "Hofburg". Eine ähnliche
Unterscheidung wird mit den Begriffen Dynastenburgen und Lehensburgen
vorgenommen. Die Lehensburgen baute der niedere Adel auf dem ihm
zugehörigen Land. Sie bestanden oft nur aus einem befestigten Ritterhaus
mit Wohnturm und einem Burghof während die großen Dynastenburgen neben
der Burg selbst noch weitere Nebengebäude aufweisen.
Bei der Burg Lienen kann man von einer relativ kleinen Burg ausgehen,
wobei das zugehörige Land aufgrund der verwandtschaftlichen Beziehungen
zum Erzbistum im Besitz der "von Lienen" war. Quellen berichten von
einem "erheblichen Land- und Zehntenbesitz", was sich im Laufe der Geschichte in
zahlreichen urkundlich belegten Landverkäufen widerspiegelt.
Die ehemaligen Ländereien erstreckten sich vom heutigen Lienen nach
Norden bis hin zum heutigen Oberhammelwarden sowie nach Westen bis zum
heutigen Oldenbrok.

Der
Burgenbau gehörte zu den wichtigsten Mitteln der Machtausübung im
Mittelalter. Das Königsrecht zum Burgenbau ging im Heiligen Römischen
Reich oft als Reichslehen auf die
territorialen Machthaber über. Diese bauten sich Residenzburgen und
zahlreiche kleinere Burgen, welche sie von angestellten Burgmännern
erbauen ließen. Die Ministerialburgen waren in der Regel durch
eigenständige Belehnung der Ministerialen mit der jeweiligen
Grundherrschaft verbunden. Dabei dienten die Burgen nicht nur zu
militärischen Zwecken, sondern hatten auch eine Verwaltungsfunktion.

Hochmittelalterliche Burgen waren nicht grundsätzlich aus Stein
gebaut, sondern oft aus Holz und Lehm. Meist waren es stroh- oder
schindelgedeckte Fachwerkbauten, welche von hölzernen Palisaden umgeben
waren. Die Fläche dieser Burgen war relativ klein und daher war eine
Selbstversorgung der Burgbewohner nur bedingt möglich. Der Herrensitz
und der Wirtschaftshof bildeten eine Einheit. Die Burgen bedeutender
Ministerialadelsfamilien waren reich ausgestattet. Ausgehend von den
Burgen erfolgte eine Kontrolle des direkten Umlandes, zum Beispiel über
Verkehrswege oder Märkte. Durch die Burgherren erfolgte auch die
Eintreibung des sogenannten "Zehnten" von den Bauern des Umlandes.
Bewohner der Burgen waren Niederadlige, meist Ministerialen.
Die Burg Lienen war Überlieferungen nach zu einem wesentlichen Teil aus
Stein in der Bauart einer Wasserburg gebaut.

Die genaue Lage der ehemaligen
Burg Lienen zeigt folgendes Bild. Die Lage wurde aus Skizzen ermittelt,
die im Niedersächsischen Landesarchiv Oldenburg zu finden sind.

Der Burgplatz war von einem etwa 5-7m breiten Burggraben umgeben,
der bei Abrissarbeiten eines späteren Hauses im 19. Jahrhundert wieder
entdeckt wurde. Der Zufluss zu dem Burggraben kam aus der Weser und war
etwa 8-10m breit. Der Burgplatz selbst lag etwa 2-3m über dem
Wasserspiegel. Ab etwa 1850 wurde diese Erhöhung schrittweise
abgetragen.
Die Ritter von Lienen
Seit dem 11. Jahrhundert verstand man unter dem Begriff Ministerialen
ritterlich lebende Dienstleute mit eigener oder delegierter Herrschaft
sowie politischem Einfluss. Ihre kampferprobtesten Mitglieder bildeten
mit Angehörigen des Hochadels die Ritterschaft. Mit dem zunehmenden
Bedarf an Hof-, Verwaltungs- und Kriegsdiensten wurde aus den
Ministerialen ein neuer Stand. Seit König Konrad II. (1024-1039) wurden
sie als Vögte oder Burggrafen und Landrichter zur Verwaltung des
Reichsguts eingesetzt. Die Reichsministerialen nahmen eine gesonderte
Stellung ein. Sie unterstanden direkt dem König bzw. Kaiser des Heiligen
Römischen Reichs, nahmen weitreichende, gehobene Verwaltungsaufgaben
wahr und leisteten Kriegsdienst als schwere Panzerreiter.
Reichsministerialen verfügten somit über Bildung zur Bewältigung von
Verwaltungsaufgaben, über Kenntnisse höfischen Lebens und Erfahrung im
Kampf. Im 12. Jahrhundert setzte ein Angleichungsprozess an den Stand
der Edelfreien ein. Die Reste der Unfreiheit verschwanden. Die
Dienstlehen wurden zu erblichen Lehen. Die Ministerialen bezeichneten
sich nun mit dem Titel "milites" (Ritter).

Ab dem 12. Jahrhundert war die Ritterbürtigkeit die Voraussetzung für
eine Aufnahme in den Ritterstand.
Kaiser Barbarossa hatte Ende des 12. Jahrhunderts
sogar das Verbot ausgesprochen, Söhne von Bauern oder Priestern in den
Ritterstand zu erheben.
In einem feierlichen Akt, dem sogenannten Ritterschlag, wurde man
zum Ritter erhoben. Im Hochmittelalter (etwa 1000 bis 1250) galten die
Ministerialen als die eigentlichen Schöpfer und Träger der
ritterlich-höfischen Kultur.

Seit dem 13. Jahrhundert waren die Ministerialen im niederen Adel
aufgegangen und bildeten den Kern des Ritterstandes. Sie bildeten einen
erblichen Stand des sogenannten niederen oder ritterbürtigen Adels. Die
Geburt von ritterlichen Ahnen war also Voraussetzung für die Aufnahme in
den Ritterstand. Die "milites" stiegen zu den "nobiles" auf.
Fast alle bekannten v.Lienen
zwischen ca. 1200 und ca. 1450
gehörten zur
Ministerialität der Bremer Erzbischöfe.

Im Erzbistum Bremen wurden in einer Urkunde
Erzbischof Liemars erstmals im Jahr 1091 Ritter erwähnt.
Seitens der Ritter v.Lienen wird die Mitgliedschaft im deutschen
Ritterorden genannt, welcher um 1200 herum gegründet wurde.

Zwischen ca. 1220 und ca.
1420 sind urkundlich benannt:
Ritter Albero I. von Lienen (*1168)
Ritter Albero II. von Lienen (*1190, urkdl. 1222)
Ritter Hermann von Lienen (urkdl. 1247)
Ritter Reimbert von Lienen (urkdl. 1244, 1249, 1256)
Ritter
Friedrich von Lienen (*1218, urkdl. 1277)
Ritter Berthold von Lienen (urkdl. 1289)
Ritter Heinrich (Henricus) von Lienen (urkdl. 1289)
Ritter
Erich (Alberich) von Lienen (urkdl. 1290)
Ritter Erpo von Lienen (urkdl. 1294)
Ritter Erich (Alberich) von Lienen (*1282, urkdl. 1304)
Ritter Friedrich
von Lienen (urkdl. 1337, 1344)
Ritter Otto I. von Lienen (urkdl. 1350, 1369)
Ritter Otto II. von Lienen (urkdl. 1418)
Seit dem Spätmittelalter prägte das
Rittertum nicht nur den eigentlichen Ritterstand, sondern auch die
Lebensweise des gesamten christlich-europäischen Adels. Ein wichtiger
Begriff in diesem Zusammenhang ist bis heute die Ritterlichkeit. Die ritterlichen Tugenden bestanden aus
Normen, die das Ansehen des Rittertums und damit des Adels erhalten und
begründen.
Die Wertvorstellungen der Ritterlichkeit umfassten im Hochmittelalter
(mittelhochdeutsch): diemüete, êre, güete, hôher
muot, höveschkeit, manheit, mâze, milte, minne, staete, triuwe, werdekeit, zuht.
Nach heutigem Sprachgebrauch bedeuten diese Tugenden: Demut, ritterliches Ansehen,
Würde, Freundlichkeit, seelische Hochstimmung, Höfischkeit, Höflichkeit,
Tapferkeit, maßvolles Leben, Zurückhaltung, Freigiebigkeit, Großzügigkeit,
Dienstbare, hingebungsvolle Liebe, Beständigkeit, Festigkeit, Treue, Würde,
Erziehung nach festen Regeln, Anstand, Wohlerzogenheit.
Die höhere Bildung war freien Männern vorbehalten. Als frei galt im
Mittelalter, wer zum Broterwerb nicht arbeiten musste.
Die gelehrten
sogenannten sieben freien Künste des Mittelalters zeigt das folgende Bild.
Der untere Kurs umfasste das sogenannte
Trivium
mit Grammatik, Rhetorik und Dialektik. Dieses wurde in den danach
benannten Trivial- oder Elementarschulen gelehrt. Der obere Kurs bildete
das
Quadrivium
mit Arithmetik, Musik, Geometrie und Astronomie, was nur in höheren
Lehranstalten vorgetragen wurde.

Der Adel genoss nicht die schulische Ausbildung des
Klerus. Die Bildung und Erziehung unterlagen keinem festen Lehrplan,
sondern beinhalteten die Übung von überlieferten Gewohnheiten. Dazu
gehörten zum Beispiel das Jagen, Fechten, Reiten, Schwimmen und
Bogenschießen, aber auch die Kenntnis von Liedern und das Lernen von
Spruchweisheiten.
Bezüglich Minnegesang ist seitens der Ritter von Lienen nichts
überliefert.

Die "v.Lienen" treten nicht nur im Zusammenhang mit dem Erzbistum
Bremen auf, sondern auch sehr oft als Zeugen von Geschäften, die den
Machtbereich der Grafen von Oldenburg betreffen.
Und auch auf
weitere Weise gab es Verknüpfungen nach Oldenburg. So hatten
beispielsweise die Ritter Berthold von Lienen und Erpo von Lienen
jeweils eine Oldenburger Ministerialin zur Frau.
Trotz des gehobenen Standes zeigte sich im 13. und 14. Jahrhundert
aber
in solchen Fällen die Abhängigkeit von dem jeweiligen Landesherren in
deutlicher Weise. Bei einer Ehe aus verschiedenen Dienstmannschaften
gehörten die Kinder jeweils zur Dienstmannschaft der Mutter und konnten
von dem jeweiligen Landesherren gegen ein Kind aus der jeweils anderen
Dienstmannschaft getauscht werden. Im Jahr 1288 beispielsweise tauscht
Graf Christian von Oldenburg den Sohn Friedrich des Ritters Berthold von
Lienen an Erzbischof Giselbert von Bremen und erhält dafür Reinfried,
den Sohn des Oldenburger Ritters Otto Slore, der mit einer Bremer
Ministerialin verheiratet war. Ähnlich war es auch 1296. Hier tauschten
die Grafen Johann und Otto von Oldenburg den Sohn Friedrich des Ritters
Erpo von Lienen an Erzbischof Giselbert von Bremen und erhalten dafür
Hildeburg, die Tochter des Oldenburger Ritters Johann von Zwischenahn,
der ebenfalls eine Bremer Ministerialin geheiratet hatte.

Das Wappen der Familie von
Lienen
Mit dem Rittertum entstand die Heraldik. Der Ritter trug als
Erkennungszeichen sein Wappen auf dem Schild. Später wurde das Wappen
zum Familienkennzeichen und diente auch zur Besitzmarkierung.

Die Farbgebungen der
Familienwappen der Familien v.Stelle / v.Lienen sind sicher überliefert. In
Anlehnung an die Tingierungen Rot und Silber des Bremer Erzstiftes wurde
aus dem Wappen der v.Stelle (roter Schrägrechtsbalken) für den Zweig der
v.Lienen durch Kippung des Balkens ein roter Pfahl, jeweils auf Silber.
Nach heraldischen Regeln sind die Farben weiß und silber dabei
gleichwertig zu sehen.
Urkunden und Siegel
Bei den Familien v.Stelle und v.Lienen gibt es in den Quellen seit 1222 die Vornamen Albero und
Friedrich (Friedericus). Diese Namen wurden über mehrere Generationen
weiter gegeben. Mitglieder beider Familien kommen seit 1222 oft
gemeinsam in Urkunden vor. In den Urkunden wurde der Familienname später
v.Linen, v.Line oder auch als
v.Lyne aufgeführt. In den frühesten
Urkunden sowie auf Siegeln und Familienwappen wird der Name in der
lateinischen Form als
de Line
genannt. Seit etwa dem 19. Jahrhundert ist die Nennung des
Familiennamens durchgehend
v.Lienen bzw.
von Lienen.
Die Vorsilbe "von" bzw. die in Urkunden übliche mittelalterliche
lateinische Übersetzung "de" wurde damals zunächst aus rein praktischen Gründen zur
Beschreibung der Herkunft verwendet. Erst im Laufe der Zeit wurde daraus
der Charakter eines Familiennamens.
In Siegeln und Urkunden wurde das Wappen in der Form verwendet, dass es
mit dem Namen des Besitzers umschrieben wurde. Oben in der Mitte
begannen die Siegel mit einem Kreuz. Danach folgte ein S als Abkürzung
für das lateinische Wort Sigilum (Siegel). Im Anschluss daran folgte der
Name des Besitzers in der lateinischen Genitiv-Form. Diese Form des
Wappensiegels war das typische Siegel der Ministerialen. Die ersten
urkundlichen Zeugnisse für die Verwendung von Wappensiegeln durch
Ministerialen im Erzstift Bremen stammen aus der ersten Hälfte des
13.Jahrhunderts.
Die Siegel des ersten urkundlich genannten Ritters Albero II.v.Lienen und des letzten bekannten Ritters Otto
II.v.Lienen sowie des Ritters Berthold v.Lienen aus
der Zeit um 1300 zeigen den frühgotischen Schild mit dem mittig
platzierten Pfahl des Familienwappens.

Beispielhaft zeigt das folgende Bild, wie ein solches Siegel an den
damaligen Urkunden ausgesehen hat.
Die Zerstörung der
Burg Lienen
1108 wurde die heutige Stadt Oldenburg unter dem Namen „Aldenburg“
erstmals urkundlich erwähnt. Im 12. Jahrhundert nutzten die Grafen von
Oldenburg dort die günstige Lage zum Bau einer Wasserburg. 1152 wurde Friedrich I. (Barbarossa) zum
König gewählt und 1155 zum Kaiser gekrönt. 1158 bestätigte er dem
Erzbischof von Bremen Hartwig I. die Grafenrechte über Stedingen.
Durch lehensrechtliche Verleihung wurde dieses Land westlich der Weser
vom Erzbistum Bremen an die Grafen von Oldenburg weitergegeben. Urkundlich gesehen begann man von dem "heiligen Reich" zu
sprechen, etwa 100 Jahre später kam der Zusatz "römisch" hinzu, da sich
die deutschen Herrscher als Nachfolger der Herrscher des ehemals
mächtigen römischen Reichs sahen und sich in Rom vom Papst zum Kaiser
krönen ließen. Die Grafschaft Oldenburg war zunächst noch vom Herzogtum Sachsen
abhängig.
1167 starb Graf Christian I. von Oldenburg während der Belagerung von
Oldenburg durch den Herzog von Sachsen (Heinrich der Löwe). Der
Nachfolger von Christian I. war Moritz I. von Oldenburg. Dieser war beim
Tod seines Vaters aber noch unmündig, wodurch zunächst Heinrich der Löwe
die Herrschaft über Oldenburg an sich nahm. Im Jahre 1180 wurde Heinrich der Löwe von Kaiser Barbarossa entmachtet
und das Herzogtum Sachsen aufgeteilt. Graf Moritz I. von Oldenburg
erhielt von Kaiser Barbarossa seine Herrschaftsrechte zurück. Die dadurch selbständig gewordene Grafschaft Oldenburg machte nun ihre
Vogteirechte in Stedingen geltend.

Die Oldenburger Grafen kümmerten sich
zunächst lange Zeit kaum um die ehemals unwirtliche Gegend, welche im
Wesentlichen aus Mooren und Sümpfen bestand. Die Stedinger entwässerten
im Laufe der Jahre das Land und bauten Deiche, wodurch eine intensive
Besiedelung des Landes möglich wurde. Mit wachsendem Wohlstand wurde
allerdings auch das Interesse der Oldenburger Grafen an dieser Region
größer und sie
errichteten südlich der Hunte die
Lechtenburg.
Die Lechtenburg war von der Bauart als Motte ausgeführt und hatte ein
Fundament und Grundmauern aus Stein.
Die Burgen der Oldenburger Grafen an der Weser waren bewusst zu einem
Teil aus Holz gebaut. Diese Bauart mussten die Oldenburger Grafen dem
Bremer Erzbistum aufgrund dessen Sorge um den freien Handel über die
Weser meist zusichern. (Dass diese Sorge durchaus berechtigt war, zeigte
sich im Laufe der Geschichte erst zur Mitte des 17. Jahrhunderts. Dann
begannen die Oldenburger Grafen, Weserzoll zu erheben, der erst zu
Beginn des 19. Jahrhunderts wieder aufgehoben wurde.).

Die
im Umland der Burg Lienen ansässigen Stedinger
Bauern sollten nun den "Zehnten" als Steuerabgabe auch an die Grafen von
Oldenburg entrichten, obwohl sie aufgrund eines Vertrages mit dem
Erzbistum Bremen neben dem "Kirchenzehnten" eigentlich von allen weiteren Abgaben befreit sein
sollten.
Verstärkt durch vermeintliche Gewalttaten seitens
der Burgbewohner
entwickelte sich in der Bauernschaft ein Widerstand
gegenüber dem Adel, der letztendlich zum offenen Aufstand umgeschlagen
ist.
Im Laufe der Jahre entwickelte sich hieraus ein Konflikt, der
später als "Stedinger Krieg" in die Geschichte eingehen sollte.
Heinrich von Treitschke beschreibt in seinem Gedicht "Die Stedinger
Ketzer" im ersten Teil des Gedichtes ("i. Der Frevel") wie eine junge
Frau auf die Burg Lienen entführt wird.
Im zweiten Teil des Gedichtes ("ii. Burg Lienen") wird von der
Zerstörung der Burg Lienen und der Lechtenburg in Gedichtform berichtet.
Teil drei und vier handeln von dem Kreuzzug gegen die Stedinger und
deren Besiegung. Das Gedicht ist im Anhang dieser Webseite zu finden. Der Inhalt des ersten Teils des Gedichtes wird von
Historikern allerdings eher einer Entführung auf die Lechtenburg zugeschrieben, bei
der Eler von Elmeloh, ein Oldenburger Vogt der Lechtenburg, Erpo von
Huntorp und dessen Tochter Tjalda entführte und auf die Lechtenburg
brachte, um von den Bauern den Zehnten zu erpressen. Dieses Ereignis
wird als Auslöser des Aufstandes der Bauern des Stedinger Landes
gegenüber den Grafen von Oldenburg angesehen.
Die
Stedinger Bauern baten im ersten Moment die Bewohner der Burg Lienen um
Hilfe, diese hielten sich aber wohl zurück. Die
Stedinger Bauern hielten darauf eine Versammlung ab ("einen Thing") und beschlossen, die Lechtenburg
und auch die Burg Lienen zu stürmen. In den alten
Erzählungen heißt es dabei, dass die Stedinger zunächst nur vorgaben, den
"Zehnten" zu zahlen und Getreidesäcke zur Burg Lienen brachten. In
den Säcken hatten sich aber bewaffnete Bauern versteckt und
diese verschafften den stürmenden Stedingern den Zugang zur Burg.

Die Burg Lienen wurde im Jahr 1204 durch die Stedinger
Bauern gestürmt und zerstört. Neben der Burg Lienen zerstörten die aufständischen Stedinger
Bauern auch die Lechtenburg.
Aller Wahrscheinlichkeit nach war
Ritter Albero I. von Lienen gemeinsam mit
seiner Frau Bewohner der Burg Lienen und beim Sturm der Stedinger ums Leben
gekommen. Deren
Sohn Albero II. ("Albero der Jüngere") war
bei der Zerstörung der Burg 14 Jahre alt und wohl in seiner Ausbildung
zum Knappen an einem anderen Ort.

Abgesehen von den damit einhergegangen Grausamkeiten ist der Aufstand
der Stedinger nachvollziehbar. Der Auslöser des Aufstands der Stedinger
ist dabei aller Wahrscheinlichkeit nach im Umfeld der Lechtenburg und
der damit verbundenen Vorgehensweise der Oldenburger Grafen sowie der
Taten der Burgbewohner der Lechtenburg selbst zu suchen.
Die Schlacht bei
Altenesch
Durch weitere gewonnene Kämpfe stieg der Drang nach Autonomie bei den
Stedinger Bauern weiter an und schließlich verweigerten sie auch die
Zahlung des "Kirchenzehnten".
Mehrere Versuche seitens des Bremer
Erzbistums und der Grafen von Oldenburg, die Stedinger zu
bezwingen, scheiterten. Im Jahr 1229 besiegten die Stedinger Bauern ein
Heer unter dem Kommando von Hermann von der Lippe, welcher der Bruder des
Erzbischofs Gerhard II. war. Im Jahre 1233 siegten die Stedinger über ein
Ritterheer, welches vom oldenburgischen Grafen Burchard von Oldenburg
angeführt wurde. Um ein schlagkräftiges Heer gegen die Stedinger
zusammenstellen zu können, beschuldigte der Bremer Erzbischof Gerhard
II. die Stedinger gegenüber Papst Gregor IX. in Rom, dass diese
Priester und Mönche getötet hätten und Kirchen und Klöster beraubt oder
verbrannt hätten. Auf Grund dieser Anschuldigungen erklärte der Papst
die Stedinger zu Ketzern und erließ eine Kreuzzugsbulle gegen die
Stedinger. In den Papstbullen wurde den Stedingern zur Last gelegt:
Gewalttaten gegen weltliche und geistliche Personen
Verunehrung der Hostie
Abergläubische Verehrung böser Geister
Weigerung, in die kirchliche Gemeinschaft zurückzukehren
Am 27.05.1234 (datiert zwischen dem fünften und sechsten großen
Kreuzzug) kam es schließlich zur "Schlacht bei Altenesch"
und die Stedinger wurden vom Kreuzfahrerheer im Rahmen des einzigen
Kreuzzuges, der auf deutschem Boden begangen wurde, besiegt.

Mit einem Heer von etwa 6000 bewaffneten Kriegern (davon ca. 800 Ritter)
wurden die etwa 4000 Stedinger
Kämpfer unter Führung von Thammo von Huntorp, Detmar zum Diek (tom Dyk) und Bolko
von Bardenfleth geschlagen. Die Zahl der ums Leben
gekommenen Stedinger wird mit bis zu 6000 angegeben. Die Sieger teilten daraufhin Stedingen
unter sich auf. Der größte Teil fiel an die Grafen von Oldenburg, doch
überließen diese das Land zu einem großen Teil den noch verbliebenen, besiegten Stedingern
oder neuen Kolonisten zu Meierrecht, welches mit der Abgabenpflicht "des
Zehnten" verbunden war. Viele der einst von den Stedinger Bauern
bewohnten Höfe waren nach der Schlacht von Altenesch verwaist und der
Besitz der überlebenden Stedinger war aufgrund der Ketzergesetze
verfallen. Somit wurde das Land neu verpachtet. Es ließen sich auch
einige Kreuzfahrer nieder, die als Lohn für ihre Kriegsdienste ein Stück
Land in Stedingen zugewiesen bekamen.
Im Museum des Oldenburger Schlosses
ist heute noch ein Schwert aus der Schlacht von Altenesch ausgestellt.
Auf dem Schlachtfeld selbst steht heute die St.-Gallus-Kirche, welche im
Jahr 1299 geweiht wurde. Seit 1834 erinnert ein gusseiserner Obelisk an
der Landstraße 875 in Lemwerder-Altenesch auf dem Veithügel an die
Schlacht von Altenesch. Noch heute wird in Gedenken an die gefallenen
Stedinger an diesem Denkmal jährlich ein Kranz niedergelegt. In der
Stadt Bremen erinnern die Bardenfleth-Straße, die Huntorp-Straße und Tom-Dyk-Straße an die damaligen Stedinger Heerführer und die Straße
"Stedingsehre" an die Schlacht bei Altenesch.
Seitens der Kirche wurde an den Sieg über die Stedinger bis zur
Reformationszeit jährlich am letzten Sonnabend vor Christi Himmelfahrt
mit einer feierlichen Prozession gedacht.

Eine Beteiligung eines Ritter v.Lienen an der Schlacht bei Altenesch ist
nicht überliefert. Auch bezüglich sonstiger mutmaßlicher Vergeltungen
der Ritter v.Lienen gegenüber den Stedingern aufgrund des
vorangegangenen Angriffs auf die Burg Lienen ist nichts bekannt.
Die Erzbischofsfehde
Moritz
von Oldenburg gehörte zum Oldenburger Grafenhaus und war Erzbischof von
Bremen. Auf drängen des Papstes sollte Moritz von Oldenburg
zugunsten des Osnabrücker Bischofs Gottfried von Arnsberg auf das Amt
des Erzbischofs verzichten. Es entstand ein größerer Konflikt, der
später als die sogenannte Erzbischofsfehde in die Geschichte einging.
Letztendlich zog Moritz von Oldenburg mit einem Heer von 900 Rittern
gegen Bremen. Unter seinen Verbündeten waren auch die Grafen von
Oldenburg und Otto von Lienen.

In dem Gefecht fielen 30 Bremer und
einige gerieten in Gefangenschaft - die übrigen zogen sich hinter die
Mauern der Stadt zurück. Nach diesem Konflikt blieb Gottfried von Arnsberg zwar
Erzbischof, aber Moritz von Oldenburg behielt die Kontrolle über das
Erzbistum als sogenannter Koadjutor oder Administrator.
Im Rahmen dieser Erzbischofsfehde wurde Otto I. von Lienen 1350 vor dem Bremer Ostertor von Moritz
von Oldenburg zum Ritter geschlagen.
Am 13. Juli 1350 verständigte sich Moritz auf einen Waffenstillstand mit
dem Rat. Um die Fehde beizulegen wurde unter anderem der Edelherr Konrad
VIII. von
Diepholz als Schiedsrichter eingesetzt.

Graf Moritz hatte die Unterstützung des Rates der Stadt Bremen und auch
des Domkapitels - gegen den Papst konnte er sich aber später nicht mehr
durchsetzen und so wurde gegen seinen Willen im Jahr 1361 Albrecht II.
Erzbischof von Bremen, welcher erfolglos versuchte, die Macht in Bremen
an sich zu reißen. Im Jahr 1366 wollte Albrecht II. einen Streit
zwischen den Bremer Zünften und dem Rat zu seinen Gunsten ausnutzen und
veranlasste sogar die Verbrennung der ersten Bremer Rolandsfigur, welche
als Symbol der Freiheit auf dem Bremer Marktplatz zunächst aus Holz
errichtet wurde. Bremen machte sich im Laufe der Jahre aber vom Erzstift
unter Albrecht II. unabhängig und
sein verschwenderischer Lebensstil führte sogar dazu, dass dieser das
Stedinger Land an die Grafen von Oldenburg verpfänden musste, wodurch
dieses Land neben dem Verlust weiterer Kirchengüter dem Bremer Erzbistum
verloren ging. Nach vielen Auseinandersetzungen zwischen Oldenburg und
Bremen blieb das Stedinger Land links der Weser letztendlich im Besitz
der Oldenburger Grafen.
Die Endphase des Rittertums
Das Stadtrecht erhielt Oldenburg im Jahr 1345 durch Graf Konrad I. von
Oldenburg. Die Pest breitet sich zwischen 1347 und 1351 durch ganz Europa aus.
Städte wie Bremen und Oldenburg wurden besonders hart getroffen. 1356
wurde durch Karl IV. die goldene Bulle erlassen. Es sollten von nun an
die sieben Kurfürsten den König wählen. Das waren die Erzbischöfe von
Mainz, Trier und Köln (der Anteil der geistlichen Reichsfürsten) sowie dem
Herzog von Sachsen, dem Markgrafen von Brandenburg, der König von Böhmen
und dem Pfalzgrafen vom Rhein. Die goldene Bulle war sozusagen das erste
Grundgesetz des Reiches.
Bei der Flutkatastrophe von 1362, der sogenannten zweiten
"Marcellusflut", mit Berichten von über 100.000 Toten, versank die
Kirche von Lienebrok. Eine Sage berichtete, dass diese Kirche bereits
lange vor der Flut leer gestanden hat und Wölfe darin wohnten. Es
entstand durch die eindringenden Wassermassen eine Verbindung der Liene
mit der Jade, wobei große Bereiche nördlich der Liene überschwemmt
wurden. Durch den Deichbau wurde diese Verbindung wieder unterbrochen.

Etwa in dieser Zeit entwickelte sich
die Hanse als wichtiges Handelsbündnis der Städte.
Die Hanse und der deutsche Ritterorden waren über längere Zeit enge
Verbündete.
Bekannt ist, dass die Bremer Ministerialen an gemeinsamen Kämpfen
mit der Hanse beteiligt waren.
Unter Führung Lübecks besiegt die Hanse im Bund mit dem
Deutschen Orden und der Dithmarscher Bauernrepublik den dänischen König
Waldemar IV. Atterdag und sichert sich durch den "Frieden von Stralsund"
die wirtschaftliche Vorherrschaft im Nord- und Ostseeraum.
Bremen war als Hansestadt wichtiger Handelspunkt. Waren wurden
unter anderem über die Weser zunächst mit den sogenannten Koggen
transportiert. Der berühmte Fund der "Bremer Kogge", die im Jahr 1380 in
der Weser bei Bremen gesunken war, ist heute im Schifffahrtsmuseum
Bremerhaven ausgestellt.
Die Hanse war
aber lange Zeit wehrlos gegen die Seeräuber. Verschiedene Grafschaften
stellten die Piraten aber sogar in ihren Dienst, indem sie sogenannte
Kaperbriefe ausstellten. Die Piraten wurden dadurch zu Freibeutern und
griffen im Dienst des Landes fremde Schiffe an. Das machte
beispielsweise auch Graf Konrad II. von Oldenburg so.
Auch der Sohn von Graf Konrad II. von Oldenburg, Graf Moritz II.
von Oldenburg, gewährte um 1400 den kapernden Vitalienbrüdern Schutz und
Unterschlupf.
Im April 1400 gehen die Hansestädte vereint gegen die Seeräuber vor: Elf
Koggen mit insgesamt 950 Mann Besatzung erringen einen wichtigen Sieg
gegen die Piraten und im Jahr 1401 wird einer der berühmtesten Piraten,
Klaus Störtebecker, gefangen genommen.
In dieser Zeit hat Ritter Otto II. von Lienen im Dienst des Bremer
Erzbistums gestanden, war aber zugleich eng verknüpft mit dem
Machtbereich des Grafen Moritz II. von Oldenburg.
Auf der einen Seite war er somit indirekt in der Rolle eines verbündeten
mit den Piraten und auf der anderen Seite stand er in der Pflicht, gegen
sie zu kämpfen.
Der deutsche Ritterorden verlor nach der
Niederlage in der Schlacht bei Tannenberg 1410 an Bedeutung.
Der Adelssitz der Familie
v.Lienen an der Weser in Form
einer Turmhügelburg wurde mit Ausgang des 14.Jahrhunderts
verkauft. Eine Urkunde aus dem Jahr 1396 beschreibt den Verkauf des
Ritterhofes mit befestigtem Wohnturm der Familie um den zu diesem
Zeitpunkt bereits verstorbenen Ritter Otto I. von Lienen an das Kloster Rastede.
Überlieferungen zufolge stand dieser
Ritterhof in der Bauweise einer sogenannten Motte auf einer damaligen
Weserinsel. Diese Bauart ist auf den Bildern dieser Webseite jeweils
unten rechts skizziert dargestellt.

Zwischen den Flüssen Weser
und Liene gab es um 1400 herum keine klare Abgrenzung.
In dieser Zeit sprach man vom „Liener Sand“, was bedeutete,
dass der Ort zu einer Insel geworden war.
Möglicherweise hat diese Bezeichnung mit der ringförmigen
Eindeichung des Gebietes um Lienen herum zu tun, welche um 1400
vorhanden war ("Inseldeich") und vor dem Wasser aus Weser und Liene
schützte. Quellen nennen als möglichen Ort auch
"Rader Sand", welches vom Namensursprung her als damalige
Insel ebenfalls in Frage kommen würde. Die Lage dieses letzten
Ritterhofes der v.Lienen an der Weser bzw. der Liene ist somit heute nur
näherungsweise nachvollziehbar.
Zuvor wurde durch die "v.Lienen" im Jahr 1370 ein Burgmannsitz
in Oldenburg erworben.
Mit gegebener Wahrscheinlichkeit war eine Kogge oder ein koggeähnliches
Schiff bis dahin im Besitz der Familie und wurde für Überfahrten auf Weser
und Liene oder zum sicheren Erreichen der Bremer Landesherren über die
Weser nach Bremen bzw. der Oldenburger Grafen über die Hunte nach
Oldenburg genutzt.

15. Jahrhundert
Das 15. Jahrhundert war die Endphase des Spätmittelalters und die Epoche des Humanismus.
Das Zeitalter der Renaissance begann. Wirtschaft und Handel entwickelten
sich weiter und Handelsfamilien wie die Fugger wurden zum Teil so reich, dass sie
einen großen Einfluss auf die Politik hatten. Die Macht der Kirche wurde
geringer, worauf die Kirche durch härtere Unterdrückung Andersgläubiger
reagierte. Die
Erfindung des Buchdrucks förderte die Aufklärung.
Nationalstaaten und viele einzelne Territorialstaaten entstanden und die
Erbmonarchie wurde eingeführt.
Das Kaiserreich hatte inzwischen den Namen "Heiliges Römisches Reich
Deutscher Nation".
Die letzte bekannte Urkunde, in der Graf Moritz II. von Oldenburg
gemeinsam mit Ritter Otto II. von Lienen genannt wird, stammt aus dem Jahr
1418.
Seit etwa der Mitte des 15. Jahrhunderts werden im Erzbistum Bremen
keine Ritter mehr urkundlich erwähnt.
Seit den Kreuzzügen kämpfte man
immer öfter mit leichtbewaffneten Fußtruppen, zunächst lange Zeit neben
den immer mehr gepanzerten Ritterheeren. Schließlich verzichtete man um
das Jahr 1500 herum aufgrund der veränderten Kriegstechnik fast völlig
auf die militärische Mitwirkung der Ritter.
Mit dem "ewigen Landfrieden" von
1495 entstand ein ähnlich weit reichendes Gesetz wie bereits 100 Jahre
zuvor mit der "Goldenen Bulle". Unter Maximilian I. wurden wenig später
die Reichskreise festgelegt und aus dem "Heiligen Römischen Reich" wurde
das "Heilige Römische Reich Deutscher Nation", welches vom
Spätmittelalter bis 1806 Bestand hatte.

Es wurden im 15. Jahrhundert noch einige Familien v.Lienen als Knappenfamilien
genannt, wie zum
Beispiel die Familien der Knappen Alberen (Albern) von Lienen (urkundl. 1480),
Borges von Lienen (urkundl. 1473), Jahan (Johan) und Diderick (Dietrich) von Lienen
(urkundl. 1477) sowie Otto von Lienen (urkundl. 1482).
Die urkundlichen Nennungen beziehen sich meist auf Landverkäufe. Die
Knappen bildeten in dieser Zeit die oberste Klasse der Landbevölkerung.
Sie stellten zum Beispiel Deichgrafen, Geschworene und besetzten die
wichtigsten politischen Funktionen.
Mit dem Ende des Mittelalters (Spätmittelalter: 1250-1500) endete
also auch die Zeit der Ritter und Knappen von Lienen
sowie der Ritter anderer Familien im Erzbistum Bremen. Und auch im
gesamten Gebiet von Europa ging die Zeit der Ritter mit Ausklang des 15.
Jahrhunderts zu Ende.
Die Kanzlei des Erzbischofs Johan Rode zu Bremervörde
zählte um 1500 die v.Lienen zu den "Geschlechtern, die ehemals
Dienstmannen der Bremer Kirche" waren. Dabei ist die Rede davon, dass
seitens der v.Lienen "die meisten zwar verkamen" (gestorben sind) aber
"etlike (etliche) noch am Leben" seien.
16. Jahrhundert
Im 16. Jahrhundert gab es viele kleine Fürstentümer und Grafschaften.
Die Gesellschaftsstruktur zwischen Adel und Bürgertum änderte sich
allmählich. Die ländliche Bevölkerung war arm und litt Not aufgrund der
Frondienste und erzwungenen Abgaben. Bauernaufstände erreichten dadurch
im 16. Jahrhundert einen Höhepunkt. Die im Stedinger Land verbliebenen "von Lienen" lebten dort
in dieser Zeit vermutlich bäuerlich. Neue
Glaubensgemeinschaften entstanden überall. Es entwickelte sich die
Kunst, Medizin und andere Wissenschaften. Die Inquisition und der
Ablasshandels waren für Martin Luther 1517 die wesentlichen Gründe,
seine 95 Thesen zu schreiben. Diese wurden zum Auslöser für
Reformationen in ganz Europa. Letzter Auslöser war ein Handel zwischen
Albrecht von Brandenburg und dem Papst, wodurch Albrecht von Brandenburg
zusätzlich zu seinem Amt als Erzbischof von Magdeburg auch Erzbischof von
Mainz und somit ein für die Königswahl berechtigter Kurfürst werden konnte. Der Papst benötigte das Geld für
den Bau des Petersdoms und Albrecht von Brandenburg lieh sich das Geld
bei den Fuggern. Dafür durfte er den Ablass in seinen Bezirken predigen,
wovon die Hälfte an den Papst ging und die andere Hälfte zum Begleichen
seiner Schuld bei den Fuggern vorgesehen war.
Der darauf losbrechende Reformationsprozess durch Martin Luther führte
dazu, dass das Gebiet um Lienen herum mit der Grafschaft Oldenburg und
dem Erzstift Bremen überwiegend protestantisch wurde und bis heute
geblieben ist. Die heutige Grenze der
ev.-luth. Landeskirche Oldenburg zeigt noch nahezu unverändert die
ehemaligen Grenzen der Grafschaft Oldenburg bzw. des späteren Herzogtums
Oldenburg / Großherzogtums / Landes Oldenburg vor 1946.

Zum Amtsantritt des Oldenburger Grafen Anton I. von Oldenburg im Jahr
1526 wurde Otto von Lienen namentlich genannt. Otto von Lienen kaufte
ein Haus im Jahr 1521 in der Mühlenstraße in Oldenburg.
17. Jahrhundert
Das 17. Jahrhundert war vor allem geprägt durch den 30jährigen Krieg.
Durch den Krieg selbst und auch durch die dadurch entstandenen
Hungersnöte und Seuchen wurden ganze Landstriche verwüstet und
entvölkert. Während dieses Krieges bewahrte der Landesfürst und
Reichsgraf von Oldenburg Graf Anton Günther durch seine
Neutralitätspolitik gegenüber den kriegsführenden Mächten und einzelnen
Heeresführern sein Land fast als einziges unter den deutschen Staaten
weitgehend vor Not, Elend und Verwüstung. Eine Legende erzählt, Graf
Anton Günther habe sogar den ligistischen Feldherrn Graf von Tilly vom
unmittelbar bevorstehenden Überfall auf die Stadt Oldenburg abhalten
können, indem er ihm wertvolle Pferde schenkte und ihm einen Weg durch
die Moore verriet. Graf Anton Günther gründete den heute noch bekannten
Kramermarkt im Jahr 1608.
Nach dem Großbrand in Oldenburg im Jahre 1678,
bei dem nahezu die ganze Stadt zerstört wurde, siedelten sich viele
Menschen im Umland der Stadt an. Besitz und Urkunden sind zu einem
großen Teil verloren gegangen. Die folgende
Karte zeigt das Stadtbild von Oldenburg unmittelbar vor dieser
Brandkatastrophe um das Jahr 1650. Die Stadt Oldenburg hatte zu dieser
Zeit etwa 4000 Einwohner.

In Bremen wurden noch mehrere Ratsfamilien v. Lienen erwähnt, deren Linie aber wohl 1786
mit dem Tod des Hermann von Lienen (Bremens Bürgermeister 1773-76) endete.
Die Karte zeigt das Stadtbild von Bremen von ca. 1650. Bremen hatte zu
der Zeit etwa 25.000 Einwohner. Um 1350 waren es ca. 10.000. Das
Erzstift Bremen wurde mit dem westfälischen Frieden von 1648
säkularisiert und zum Herzogtum erklärt. Als Herzogtum Bremen-Verden
unterstand es zunächst der schwedischen Krone. Das Herzogtum Bremen und
das Fürstentum Verden blieben staatsrechtlich eigenständige, deutsche
Fürstentümer. Der schwedische Monarch wurde zwar Landesherr, aber nicht
als König von Schweden, sondern als deutscher Reichsfürst.

Die Besiedelung um Lienen herum war zur selben Zeit deutlich
übersichtlicher. Die Karte zeigt die damaligen Siedlungen im Gebiet der
heutigen Wesermarsch. Aus der damaligen "Harrier Bracke" wurde der Name
der heutigen Kreisstadt Brake. Die übrigen dargestellten Ortsnamen kann
man den heutigen Ortschaften und Stadtteilen zuordnen. Auf der von dem
Ort Lienen aus gegenüberliegenden Seite der Weser war zu dieser Zeit
noch die Ortschaft Stelle in der Karte eingetragen. Heute ist dieser Ort
nicht mehr zu finden. Lediglich der Landstrich "Steller Bruch" erinnert
heute an den namensgebenden Ort der direkten Vorfahren der Familie von
Lienen - den v.Stelle aus der damaligen Verwandtschaft Erzbischof
Liemars.

Aus dem
"Oldenburger Häuserbuch" sind weitere Einträge auf den Namen "von
Lienen" aus dieser Zeit und danach bis zum großen Brand von 1678
vorhanden.

18.Jahrhundert bis Heute
Im 18. Jahrhundert fiel das Herzogtum Bremen-Verden an das Kurfürstentum
Braunschweig-Lüneburg durch Bezahlung von 1 Million Talern an Schweden
und blieb dort, bis 1866 das Königreich Hannover von Preußen annektiert
wurde.
Die Grafschaft Oldenburg ging 1774 in das Herzogtum Oldenburg über.
In Form des Großherzogtums gehörte Oldenburg zunächst ab 1815 zum
Deutschen Bund, ab 1867 zum Norddeutschen Bund und ab 1871 zum Deutschen
Kaiserreich.
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts lebten vermutlich sämtliche
"von Lienen" in diesem Gebiet von Deutschland.
Mit der Auflösung des deutschen Kaiserreiches nennt sich Bremen ab dem
Jahr 1806 Freie Hansestadt. 1866 trat Bremen dem Norddeutschen Bund bei
und erhielt 1871 nach Auflösung des Kaiserreichs den verfassungsmäßigen
Namen "Freie Hansestadt Bremen". Die Stadtgemeinde Bremen ist heute die
Hauptstadt des Bundeslandes Freie Hansestadt Bremen (kurz: "Bremen"), zu
dem neben der Stadt Bremen auch die Stadt Bremerhaven gehört.
Nach der Novemberrevolution 1918 wurde aus dem Großherzogtum Oldenburg
der Freistaat Oldenburg, welcher bis 1946 Bestand hatte. Die Stadt und
der Landkreis Oldenburg gehören heute zum Bundesland Niedersachsen.
Das "Haus Oldenburg" ist aufgrund bestehender verwandtschaftlicher
Beziehungen heute eines der bedeutendsten Geschlechter des
regierenden europäischen Hochadels.
Am 11. August 1919 wurden mit der Weimarer Reichsverfassung die
Vorrechte oder Nachteile der Geburt oder des Standes aufgehoben.
Bis
heute stellt der Adel in Deutschland dennoch zumindest teilweise eine
relativ geschlossene Gesellschaftsschicht mit eigenen Lebensformen und
Umgangsweisen dar.

Die historische Landschaft um Lienen herum gehört heute zum Landkreis
Wesermarsch im Bundesland Niedersachsen.
Lienen ist heute ein Ortsteil der Stadt Elsfleth. Im Jahr 1933 wurden
die Gemeinden Berne, Neuenhuntorf, Warfleth, Bardewisch und Altenesch zu
der Gemeinde Stedingen zusammengeschlossen. 1948 wurde die
Gemeinde Stedingen wieder aufgelöst und in die Gemeinden Altenesch und
Berne geteilt. Im Jahr 1972 wurde Altenesch in Lemwerder umbenannt.
An den historischen Namen Stedingens erinnert heute noch der Straßenname
der "Stedinger Landstraße", welche die Kirchenstraße in Brake mit dem
Beginn der Straße "Am Weserdeich" kurz vor der Ortschaft Lienen
verbindet.
Ein großer Teil der Nachkommen der "von Lienen" bzw. "v.Lienen" lebte
(und lebt bis heute) im Gebiet der heutigen Wesermarsch, Ammerland,
Friesland, Bremen und Oldenburg.
Aufgrund von Auswanderungen,
vor allem zwischen der Mitte des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20.
Jahrhunderts, sowie aufgrund des allgemeinen gesellschaftlichen Wandels
hinsichtlich der Möglichkeiten der individuellen Mobilität sind aber
auch so einige Nachkommen der v.Lienen "in alle Winde verstreut".
Der Uradel v.Lienen
Das Institut für Deutsche Adelsforschung bezeichnet den Familiennamen
"v.Lienen" als historisch adelig.
Die Unterscheidung zwischen dem Eintrag "von" und "v." ist allein darauf begründet, dass bei der Erfassung im deutschen
Adelsblatt von 1924 der damalige Verfasser, Herr von Gellhorn,
in seiner Liste vermeintlich "historisch nicht-adeliger" Familien
vermerkt hatte, dass es in einzelnen Fällen adelige
oder nicht-adelige Familien mit dem Namenszusatz "von" geben könne. In neueren
Adelshandbüchern wurde das „von“ seitdem mit „v.“ abgekürzt, um Namen
adeliger Familien mit „von“ von nicht-adeligen Familien zu unterscheiden.
Letztendlich folgt diese Vorgehensweise nur dem damaligen Gebrauch in
den Ranglisten der königlich preußischen Armee. Einige Listen gingen
dabei sogar so weit, dass in dieser Form zwischen Familiennamen des Ur-
und des Briefadels unterschieden wurde.
In der heutigen Zeit ist die
Schreibweise "von Lienen" geläufig und der Familienname wird
beispielsweise im aktuellen schwedischen Adelsverzeichnis unter "von
Lienen" als (historisch) adelig geführt. Im Oldenburger Adressbuch aus
dem Jahre 1900 sind sämtliche Einträge unseres Familiennamens unter
"v.Lienen" zu finden.
Besonders im digitalen Zeitalter fällt oft auf, dass zum Teil durch
automatisierte Datenerfassungen oder Eingabeautomatismen von Software
der Namenszusatz "von" mit einem großen "V" geschrieben wurde. Das ist
nicht nur unschön, sondern entspricht nicht der korrekten Schreibweise
des Namens. Es ist auf die korrekte Schreibweise zu achten und eine
Korrektur kann mit gegebener Berechtigung und Verweis auf das im
bürgerlichen Gesetzbuch geregelte Namensrecht eingefordert werden.

Zum sogenannten Uradel zählen nach dem Genealogischen Handbuch des Adels
Familien, deren "Geschlecht" nachweislich spätestens um 1400 dem
ritterbürtigen Adel angehört hat. Ritterbürtigkeit setzte im Mittelalter
in der Regel mindestens drei Generationen ritterlicher Lebensweise sowie
standesgemäßer Eheschließungen voraus. Nach einer strengeren Auffassung
zählen dabei nur solche adelige Familien als ritterbürtige Geschlechter
zum Uradel, die urkundlich vor 1350 nachweisbar sind.
Die Urkunden mit
Verweis auf die Ritter v.Lienen zwischen ca. 1220 und ca. 1420 liefern
diesen Nachweis, womit die
Zugehörigkeit zum deutschen Uradel als gegeben angesehen werden kann.
Viele uradlige Familien schrieben sich bis etwa 1650 ohne das adelige
Prädikat von (oder zu), und zwar diejenigen, die sich nicht nach einer
Stammburg, sondern nach ihrem Wappensymbol oder einer sonstigen
Eigenschaft benannt hatten.
Die seit Kaiser Karl IV. verstärkt nach französischem Vorbild durch
Diplom in den Adelsstand Erhobenen werden im Unterschied dazu als der
sogenannte Briefadel betitelt. Zum Briefadel zählen adelige Häuser ursprünglich bürgerlicher oder bäuerlicher Herkunft,
die in der Neuzeit
durch einen Adelsbrief (auch Adelsdiplom genannt) in den Adelsstand
erhoben wurden. Bis 1806 war es in Deutschland üblich, den Namen des
Neu-Geadelten durch einen schön klingenden (Pseudo-) Ortsnamen zu
ergänzen.



Die persönliche Linie unseres Zweiges der Familie von Lienen lässt sich bis ins 16. Jahrhundert zu einem Johan von Linen
sicher zurückverfolgen. Das konkrete Nachvollziehen der direkten Verknüpfung verwandschaftlicher
Beziehungen zwischen der Mitte des 15. Jahrhunderts und Ende des 16.
Jahrhunderts gestaltet sich als
schwierig. Nach dem Chronisten H. Hamelmann beispielsweise wäre der
letzte v.Lienen ein Johan von Linen, welcher nach seinem Buch, der
"Oldenburgischen Chronica" von 1599 im Niederländischen Krieg ca. 1596
gefallen ist.

Andere Quellen zeigen die Nachkommen eines Johan v.Lienen,
nämlich Johann von Lienen, geb. ca. 1590 mit einem Grundbesitz im Gebiet des
früheren Lienebrok und dessen Nachfolger Jürgen von Lienen. Wiederum
andere Quellen schreiben diese Namen in der gleichen Reihenfolge, aber
mit etwas zeitversetzen Jahresangaben einem Besitz im heutigen
Jaderaußendeich, etwa 15km nördlich vom historischen Lienebrok zu.
In welche Richtungen sich die Familie damals in allen Details verzweigt
hat, lässt sich somit heute nicht mehr vollständig und abgesichert
nachstellen. Die Verknüpfung zu den Ministerialen des 13., 14. und 15.
Jahrhunderts liegt aber nahe. Eine weitere Quelle zeigt die
direkte Verknüpfung des genannten Johan von Lienen bis zu Ritter
Albero I. von Lienen auf, so dass man
insgesamt die
Linie unseres Zweiges
vom 12. Jahrhundert bis heute wie
folgt sehen kann. Da in den ältesten Aufzeichnungen oft nur der
männliche Vorname dokumentiert wurde, wird die Liste hier entsprechend
auch bis in die heutige Zeit so fortgeführt.
Unabhängig erstellte Ahnentafeln bestätigen diese komplette Linie.

Die Geburtsorte aller hier aufgeführten Personen der kompletten Linie
von 1168 bis heute liegen ausnahmslos in einem Umkreis von 25km. Die
ersten vier Generationen dieser Linie sowie der hier genannte Otto von Lienen ("Otto II."
*1386) wurden zum Ritter geschlagen.
Der hier gezeigte eigene Wappenentwurf wurde in Anlehnung
an die
heraldischen Regeln für ein Vollwappen aufgebaut. Es wurde dabei der
Versuch unternommen, heraldisch bekannte Symbolik mit modernen Motiven
zu kombinieren. Die Farbgebung (Tingierung) wurde dabei entsprechend des
ursprünglichen Wappens der Familie von Lienen gewählt.
Der Wahlspruch lautet
"Ama et fac quod vis!", was so viel bedeutet wie:
"Liebe und Tu, was du
willst!".
Das Panier (ehemals der Schlachtruf) über der Helmzier bedeutet:
"Ich versuche es!" oder "Ich wage es!".
Impressum
info@vonlienen.de
Quellen
- Hans G. Trüper - Ritter und Knappen zwischen Weser
und Elbe
- Otto Piper - Burgenkunde
- Förderkreis Rastede e.V. - Die frühen Oldenburger Grafen
-
Archäologisches Museum Hamburg
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Georg Ruseler - Der Kampf um die Lechtenburg
- Artur Conrad Förste - Die Ministerialen der Grafschaft Stade im Jahre
1219
- Institut für Deutsche Adelsforschung, Kiel
- Karl Arnold Schlönbach - Die Stedinger (Historische Erzählung, 1854)
- Ulf Neundorfer - Stedinger Online-Chronik
- H. Hamelmann,
Oldenburgisch Chronicon, 1599
- Landesmuseum Oldenburg
- Staatsarchiv Bremen
- Niedersächsisches Landesarchiv Oldenburg
- Urkundenbuch des Klosters Lilienthal 1232-1500
- Urkundenbuch des Stiftes St. Andreas zu Verden
- "Bremisch- und Verdischer Ritter-Sahl oder
Denckmahl der hoch-adelichen
Geschlechter", 1720
- Zeit für Geschichte - Schrödel
- Wikipedia
- Die Volkssagen des Stedinger Landes, Bremen 1845
- Heraldik-Wiki
- Oldenburger Jahrbuch des Vereins für Altertumskunde
und Landesgeschichte, Bd. 33 von 1929, Bd. 28
von 1924 und Bd. 37 von 1933
- Heinrich von Treitschke - Vaterländische Gedichte, 1856
-
Oldenburgische Gesellschaft für
Familienkunde e.V.
- Heimatverein Altenesch e.V.
-
Vita Anskarii, Lebensbeschreibung
Erzbischof Ansgars
- Martin Uhlig, Historische Instrumente
- Ewald Gierke - Linebrok
- Fotos von Burgen und Rittern (nachbearbeitet/eingefärbt): pixabay.com
-
Aufzeichnungen der Familie

Anhang
Die Stedinger Ketzer
(Heinrich von Treitschke, Berlin 1856)







|
|